08: Vietnam Mekong-Delta

Überschwemmte Küstengebiete

Überschwemmungen sind für die Menschen im Mekong-Delta nichts Ungewöhnliches. Durch den Klimawandel aber haben schwere und zerstörerische Fluten zugenommen, die Menschenleben kosten und Häuser und Ernten vernichten. Der ansteigende Meeresspiegel führt zu immer häufigeren Überflutungen und versalzt Böden und das Grundwasser.

Über 20 % der Bevölkerung Vietnams lebt im Mekong-Delta. Neben Bangladesch ist Vietnam in Asien das Land, das dem ansteigenden Meeresspiegel am stärksten ausgesetzt ist. Wenn die Prognosen für den um einen Meter ansteigenden Meeresspiegel bis zum Jahr 2100 sich bewahrheiten, würden weite Teile der dicht besiedelten Küstenregion unbewohnbar werden. Dieser Anstieg wird in den nächsten Jahren durch die in Vietnam vorzufindende klimawandelbedingte Erhöhung des Niederschlags um 20 %, vorangetrieben. Bedeutet für die in Vietnam lebenden Menschen, dass sie in Zukunft mit hohen Landverlusten rechnen müssen. Massive Wanderungsbewegungen der Menschen wären die Folge. Waren im Jahr 2008 rund 5,7 Millionen Vietnamesen betroffen, werden es bis 2050 voraussichtlich 9,5 Millionen sein. Im allgemein zählt Vietnam weltweit zu den zehn Ländern, die vom Klimawandel und den damit verbundenen Risiken am meisten betroffen sind.

Climate Centra (2020): Küstenrisiko im Mekong-Delta bei einem Meter Meeresspiegelanstieg

Landwirtschaft und Fischerei gefährdet

Das Wasser ist für die vom Klimawandel bedrohte Bevölkerung im Mekong-Delta zugleich Fluch und Segen. Zum einen zählt die Region durch das Wasser des Mekongs zu einer der fruchtbarsten Regionen der Welt, zum anderen ist sie stark vom bereits oben angesprochenen Meeresspiegelanstieg bedroht. Das Mekong-Delta wird landwirtschaftlich intensiv genutzt. 40 % der Agrarflächen Vietnams liegen hier; die Region erwirtschaftet mehr als ein Viertel des Bruttoinlandsprodukts. Ungefähr 70 % der Bewohner des Mekong-Deltas arbeiten in der Landwirtschaft oder Fischerei. Mehr als die Hälfte der nationalen Reisproduktion geht auf das Delta zurück, da Vietnam der zweitgrößte Reisexporteur der Welt ist. Heutzutage gibt es in der Trockenzeit weniger Niederschläge als früher, während in der Regenzeit in kürzeren Episoden viel mehr Regen fällt als noch vor einigen Jahren. Die Versalzung der Böden wird durch das Eindringen des Meerwassers in der Trockenzeit nochmals verschärft und zerstört die Reisernten, sodass bereits heute der Anbau von Reis im Umkreis von 30 bis 40 Kilometern von der Küste kaum noch möglich ist. Deshalb steigen immer mehr in der Landwirtschaft beschäftige von Reisfeldern auf Fischfarmen um. Fischerei und Aquakultur sind bedeutende Nahrungs- und Einkommensquellen. Der Mekong, der durch fünf asiatische Länder fließt, bevor er in Vietnam sein Delta erreicht, ist eine der wichtigsten Fischereiregionen der Welt. Rund 60 Millionen Menschen leben an dem größten süd-ostasiatischen Flussbecken. Der Klimawandel bedroht neben den Existenzen der Menschen auch die immense Artenvielfalt der Fische. Änderungen des Salzgehalts und der Wassertemperaturen wirken sich auf das Ökosystem aus. Das Eindringen von Meerwasser lässt die Bestände der wirtschaftlich und ökologisch wertvollen Süßwasserfische zurückgehen.

Nachhaltigkeit und Anpassung zur Rettung des Mekong-Deltas

Angepasste Innovationen bezüglich des spürbaren Klimawandels und dessen Folgen beschäftigen sich vor allem mit dem Schutz der Küste im Mekong-Delta. Um die Schutzsituation zu verbessern, werden z. B. Mangroven gepflanzt, da sie die Wucht von Sturmfluten und Tsunamis abfangen können und verhindern, dass es zu Sedimentverlagerungen kommt. 2013 hat die Regierung den „Plan für das Mekong-Delta“ erlassen. Der Plan enthält einen dichten Maßnahmenkatalog, der die regionale Wirtschaft retten soll, unter anderem durch den Bau von Dämmen, von Reservoirs für Süßwasser und Körner, durch neue Kanäle, durch die Erhöhung der Häuser und die Begleitung der Bauern bei der Umstellung auf ein neues Agrarmodell. Ende 2017 wurde er um eine Resolution ergänzt, in der sich der Staat verpflichtet, „die Entwicklung des Deltas auf nachhaltige und sichere Weise fortzuführen, auf der Grundlage einer qualitativ hochwertigen Landwirtschaft, gepaart mit Dienstleistungen, Öko-Tourismus und dem Aufbau einer umweltverträglichen Industrie, vor allem zur Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte.“

Es werden allerdings auch Innovationen etabliert, die nicht zur Verbesserung der Situation beitragen, darunter solche zur Speicherung von Energie. In der Zukunft soll das Mekong-Delta verstärkt für die Energieerzeugung genutzt werden. Dazu sollen Staudämme gebaut werden, um den wachsenden weltweiten Energiebedarf zu decken. Dies führt allerdings zur Verringerung der Sedimentablagerung im Flussverlauf, wodurch zum einen die Wasserqualität sinkt und zum anderen die Artenvielfalt der Fische und Vögel am Mekong Delta verringert wird. Das hat wiederum Auswirkungen auf die von der Fischerei lebenden Menschen und führt zu weiteren Fluchtursachen. Daher ist es wichtig, den Klimawandel gesamtgesellschaftlich zu denken und auch Migrationsbewegungen mit in die Planung einzubeziehen. Nachhaltigkeit und Anpassung sind die Schlüsselworte zur Rettung des Deltas.

Ministerium für Landwirtschaft und rurale Entwicklung (2022): Vietnamesische Akademie für Wasserressourcen.

Videos/Bilder

Deutsche Welle (2019): Küstenschutz in Vietnam.

Arte (2018): Der Mann, der das Mekong-Delta retten wollte.

Quellen & Weitere Links