12: USA

Die „Megadürren“ der USA

In Teilen der USA ist es seit 22 Jahren zu trocken und zu heiß. Starke Dürren haben die USA in der Vergangenheit häufig heimgesucht. Von 1999 bis 2005 überzog eine dieser den Westen der USA, von der zeitweise etwa 50 % des Landes betroffen waren. Auch 2011 bis 2014 waren wieder extreme Dürrejahre, 2011 mit dem Schwerpunkt in Texas, 2012 im Mittleren Westen. Einige von ihnen halten sogar bis in die Gegenwart an: Seit dem Jahr 2000 herrscht in Teilen des Südwestens der USA Dürre, vor allem in Kalifornien. Die sog. „Megadürre“ ist nach Untersuchungen von Baumringen sogar die schlimmste, die Kalifornien in den letzten 1.200 erfahren hat. Eine einheitliche Definition für eine „Megadürre“ gibt es zwar nicht aber darunter verstanden wird meist eine, die sowohl schwerwiegend als auch lang anhaltend ist (dauert meist mehrere Jahrzehnte). Dabei kann es auch Abschnitte geben in denen ausreichend Niederschlag fällt, wie z. B. im Jahr 2005. Es gibt jedoch nicht genügend aufeinanderfolgende feuchte Jahre, um die Dürre zu beenden. Der Klimawandel mache es außerdem wahrscheinlicher, dass die Dürre noch weiter anhalten wird.

Infolge der ausbleibenden Niederschläge und Rekordtemperaturen verdorren die Felder. Ernten vertrocknen, Viehfutter wird knapp. Flüsse trocknen aus und massenweise Fische sterben bei Wassertemperaturen von 36 Grad Celsius. Die Dürre 2012 verursachte Schäden in Höhe von 20 Milliarden US-Dollar. Durch die Ernteausfälle stieg der Preis für Mais um 50 %. Auch Weizen, Soja, Fleisch und Milchprodukte wurden teurer.

Landwirte, die Teile ihrer Ernte retten konnten, profitierten von den gestiegenen Getreidepreisen und konnten so trotz geringerer Erträge ihr Einkommen sichern. Darüber hinaus ist der Großteil des amerikanischen Anbaugebiets durch Versicherungen abgedeckt. Die staatlich gestützte Ernteausfallversicherung der USA gilt international als vorbildlich. Schwieriger hatten es die Rinderzucht, die kein Viehfutter mehr kaufen konnte.

Die lange Trockenphase hält in Teilen der USA bis heute an. Zwar wurde im März 2019 die Dürre in Kalifornien nach gut sieben Jahren offiziell für beendet erklärt, aber der Grundwasserspiegel bleibt auch 2020 so niedrig wie nie, weil immer weiter das Grundwasser angezapft wird, um die Bevölkerung mit Wasser zu versorgen. Der Nebeneffekt: Das Land sinkt schneller ab als je zuvor. An manchen Stellen sind es fast 5 cm im Monat, wie Satellitendaten der NASA zeigen.

Spiegel (2022): Der fast leere Stausee San Gabriel Reservoir in Kalifornien im April 2021.

Drohende globale Nahrungskrise

Den Preis der Dürren zahlen weiterhin die Länder mit geringen finanziellen Ressourcen, die sich aufgrund der erhöhten Getreidepreise keine Nahrungsmittel mehr leisten konnten. Die USA sind für mehr als ein Drittel der Maisproduktion verantwortlich, und auch beim Export stammt fast ein Viertel aus den Vereinigten Staaten. Die Ernteeinbuße hatten daher Folgen für den Weltmarkt und die Welternährung. Mais ist in vielen afrikanischen und lateinamerikanischen Ländern ein wichtiges Grundnahrungsmittel. Länder, die von Nahrungsmittelimporten stark abhängig sind, sind für Preisanstiege besonders verwundbar. Und dort trifft es vor allem die Armen, die den Großteil ihres Einkommens für Nahrungsmittel ausgeben. Befürchtungen einer weltweiten Nahrungskrise wurden durch weitere Dürren in Südamerika und Russland verschärft. Die Masse der Weltproduktion wichtiger Getreidesorten liegt bei nur wenigen Ländern. Beim Mais etwa decken die USA, China, Brasilien und Argentinien rund zwei Drittel der Weltproduktion ab.

McCormick (2018): Maisproduktion und -export USA.

Besonders strittig im Zuge der bis heute anhaltenden Trockenheit in den USA ist die Nutzung von Mais für Biosprit: Rund die Hälfte der gesamten Maisernte wird in den Vereinigten Staaten für Bioethanol verwendet, was im Jahr 2019 einer Produktion von 47,4 Millionen Tonnen Bioethanol entsprach. Für die Herstellung eines Liters Biosprit sind 2,4 Kilogramm Körnermais notwendig. Der Biospritboom geht jedoch auf Kosten anderer Nutzpflanzen, Brachflächen und Wälder und somit auch auf Kosten der Biodiversität, die für die Erhaltung von fruchtbaren Böden essenziell sind. Angesichts der durch die Dürren bedingten Wasserknappheit wird zudem seit Jahren gefordert, die Produktion zu verringern und den Mais primär für die Nahrungsmittelversorgung zur Verfügung zu stellen.

Die Dürre heute und Klimawandelfolgen in den USA

Mit Blick auf die Zukunft malen Klimaforschende ein düsteres Bild. Der Klimawandel könnte einer Studie zufolge zu einer jahrzehntelang andauernden Megadürre führen. Die globale Erderwärmung habe das Risiko für solche Extremereignisse erhöht und es gebe genug Daten, um sagen zu können, dass die USA auf dem gleichen Pfad seien, wie bei den schlimmsten Dürren in der Geschichte Nordamerikas im 12. und 13. Jahrhundert. Sie fanden zudem heraus, dass der Zeitraum 2000-2021 der trockenste 22-Jahres-Zeitraum seit mindestens 800 Jahren war und wahrscheinlich noch weitere Jahre andauern wird.

Der Klimawandel wird sich somit in häufigeren Hitzewellen bemerkbar machen. Bis zum Jahr 2050 könnte sich die Häufigkeit in den Städten der USA bereits verdoppeln. Im Maisanbau müsste man zunehmend auf hitzetolerante, meist genetisch veränderte Sorten umsteigen. Mit der einseitigen Nutzung der Agrarflächen in den USA wächst der Druck auf die Umwelt. Nur wenige Getreidesorten werden angebaut, die in erster Linie der Produktion von Biokraftstoffen und Fleisch dienen. So ist die Menge an Getreide, die als Viehfutter genutzt wird, vermutlich siebenmal so groß wie die von der Gesamtbevölkerung konsumierten Getreidemenge.

Voraussichtliche Veränderung der Anzahl von Tagen über 90 Grad Fahrenheit in der Mitte des 21. Jahrhunderts basierend auf dem Klimaszenario „RCP 8.5“. Dieses RCP-Szenario ist durch im Zeitverlauf steigende Treibhausgasemissionen gekennzeichnet.

C2ES (2020): Increase in Total U.S. Heat Wave Days.

Dürren und Überflutungen durch extreme Wetterereignisse gefährden die Wasserversorgung in einigen Regionen. Weltweit haben die USA mit 1.207 Kubikmeter pro Jahr (Stand 2018) pro Kopf den zweithöchsten Wasserverbrauch hinter Estland mit 1.357 Kubikmetern pro Kopf. Die Episoden extremer Trockenheit und Hitze sind Multiplikatoren großer Waldbrände. Die Intensivierung dieser Extreme verursachte im Jahr 2020 großflächige Waldbrände entlang der gesamten US-Westküste.

Statista.com (2018): Wasserverbrauch USA pro Kopf 2018

Ein weiteres Problem, dass schon seit Jahrzehnten von Klimaforschenden prognostiziert wird: Hurrikane werden mit dem Klimawandel immer stärker und gefährlicher. Aufgrund der globalen Erwärmung gibt es zwar nicht unbedingt mehr tropische Stürme, jedoch wird sich ihre Intensität verstärken. Klimaexperten erwarten besonders Stürme von bisher niemals erlebter Stärke.

Es bleibt festzuhalten, dass die USA bis heute selbst massiv zur globalen Erwärmung beiträgt. Die USA sind mit einem Anteil von 14,5 % (Stand 2019) der zweitgrößte CO2 Emittent der Welt.

Videos/Bilder

Arte (2021): USA: Dürre in Kalifornien.

Quellen & Weitere Links

  • Alizadeh, M. (2020): A century of observations reveals increasing likelihood of continental-scale compound dry-hot extremes. Science Advances. https://www.science.org/doi/10.1126/sciadv.aaz4571. (abgerufen am 12.03.2022).
  • Arte (2021): USA: Dürre in Kalifornien. https://www.arte.tv/de/videos/104954-000-A/usa-duerre-in-kalifornien/. (abgerufen am 22.03.2022).
  • DBE (2022): Bioethanol. https://www.bdbe.de/biokraftstoff-bioethanol. (abgerufen am 22.03.2022).
  • C2ES (2020): Increase in Total U.S. Heat Wave Days. https://www.c2es.org/content/heat-waves-and-climate-change/. (abgerufen am 22.03.2022).
  • C2ES (2020): Increase in Total U.S. Heat Wave Days. https://www.c2es.org/content/heat-waves-and-climate-change/. (abgerufen am 21.03.2022).
  • FAO (2012): Joint statement from FAO, IFAD and WFP on international food prices. UN Agencies appeal for swift, coordinated action. https://www.fao.org/news/story/en/item/155472/icode. (abgerufen am 22.03.2022).
  • FNR (2022): Bioethanol aus Mais. https://biokraftstoffe.fnr.de/kraftstoffe/bioethanol. (abgerufen am 22.03.2022).
  • McCormick (2020): Maisproduktion und -export USA. https://www.mccormick.it/de/alle-aktuellen-daten-ueber-die-maisproduktion-rund-um-den-globus/. (abgerufen am 22.03.2022).
  • NDR (2021): Megadürre und Gluthitze – Der Westen der USA trocknet aus. https://www.ndr.de/nachrichten/info/Megaduerre-und-Gluthitze-Der-Westen-der-USA-trocknet-aus,audio983988.html. (abgerufen am 21.03.2022).
  • Spektrum.de (2016): Biosprit USA. https://www.spektrum.de/news/immer-mehr-mais-landet-im-tank/1414016. (abgerufen am 22.03.2022).
  • SPIEGEL (2012): Dürre in den USA: Fleisch und Milchprodukte werden teurer. https://www.spiegel.de/fotostrecke/lebensmittelpreise-in-usa-steigen-deutlich-fotostrecke-85336.html. (abgerufen am 22.03.2022).
  • SPIEGEL (2012): Uno-Appell wegen Dürre: USA sollen Biotreibstoff-Produktion drosseln. https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/usa-sollen-weniger-getreide-fuer-biokraftstoff-verwenden-a-849341.html. (abgerufen am 22.03.2022).
  • Spiegel (2022): Der fast leere Stausee San Gabriel Reservoir in Kalifornien im April 2021. https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/die-duerre-im-suedwesten-der-usa-ist-die-schlimmste-seit-1200-jahren-a-59e0404e-3dac-468c-9f17-1d5b03d04aa. (abgerufen am 22.03.2022).
  • SPIEGEL (2022): Diese Dürre ist die schlimmste seit 1200 Jahren. https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/die-duerre-im-suedwesten-der-usa-ist-die-schlimmste-seit-1200-jahren-a-59e0404e-3dac-468c-9f17-1d5b03d04aa9. (abgerufen am 22.03.2022).
  • Statista.com (2018): Wasserverbrauch USA pro Kopf 2018. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/6378/umfrage/wasserverbrauch-in-ausgewaehlten-laendern/. (abgerufen am 20.03.2022). 
  • Stuttgarter-Zeitung (2020): USA könnten auf Jahrzehnte lange Megadürren zusteuern. https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.klimawandel-usa-koennten-auf-jahrzehntelange-megaduerren-zusteuern.4c693a86-6826-4ecc-8df9-c864eeb35c83.html. (abgerufen am 22.03.2022).
  • The New Humantitarian (2012): FOOD: Another crisis coming? https://www.fao.org/news/story/en/item/155472/icode. (abgerufen am 22.03.2022).
  • United States Environmental Protection Agency (2020): Climate Change Impacts and Adapting to Climate Change. https://19january2017snapshot.epa.gov/climate-impacts_.html. (abgerufen am 21.03.2022).
  •  Williams, A.; Cook, B.; & Smerdon, J. (2022): Rapid intensification of the emerging southwestern North Ameri-can megadrought in 2020–2021. Nat. Clim. Chang. https://doi.org/10.1038/s41558-022-01290-z. (aufgerufen am 12.03.2022).
  • ZEIT Online (2012): Bauern sollen sich gegen Dürre versichern. https://www.zeit.de/wirtschaft/2012-08/versicherung-duerre-ernte-extremwetter. (aufgerufen am 21.03.2022).