13: Indonesien

Vernichtung der Wälder

Indonesien verfügt auf über 1,9 Mio. km2 Fläche über das drittgrößte Gebiet tropischen Regenwaldes weltweit. Die massive Abholzung der Tropenwälder Indonesiens verstärkt die Auswirkungen des Klimawandels, die in dem größten Inselstaat der Welt schon heute sichtbar sind. Der mit Abstand größte Teil der CO2-Emissionen geht auf die Entwaldung zurück. Der Weltklimarat (IPCC) schätzt, dass die weltweite Entwaldung für rund 17 % aller Treibhausgasemissionen verantwortlich ist. Der Grund dafür liegt in der natürlichen Funktion der Bäume als Speicher von CO2. Werden diese zerstört, wird das in ihnen gespeicherte CO2 freigesetzt und gelangt in die Atmosphäre und führt zu weiterer Erwärmung. Indonesien ist ein Brennpunkt der globalen Waldvernichtung. Von 2001 bis 2020 hat Indonesien 27,7 Millionen Hektar (277.000 km2) Wald verloren, eine Fläche vergleichbar mit Neuseeland. Diese Zahlen entsprechen demnach CO2-Emissionen von 11,3 Gigatonnen.

Auswandern (2021): Lage von Indonesien.

Die Erhaltung der indonesischen Regenwälder ist angesichts ihrer Bedeutung für den Klimaschutz von internationalem Interesse. Nirgendwo sonst auf der Welt gibt es so ausgedehnte tropische Torfmoorwälder wie auf den drei Inseln Sumatra, Borneo und Neuguinea. Diese Torfmoorwälder sind nicht nur bedeutende Zentren der biologischen Vielfalt, sondern zählen zu den wichtigsten natürlichen Kohlenstoffspeichern der Erde. Allerdings sind es oftmals diese Wälder, die für die Errichtung von Palmölplantagen weichen müssen, aber auch für die Holz- und Papierproduktion.

Neben Malaysia ist Indonesien der größte Produzent und Exporteur von Palmöl der Welt. Abnehmer sind insbesondere China, Japan, Nordamerika und die EU. Palmöl findet in erster Linie in der Lebensmittel-, Reinigungs- und Kosmetikindustrie Verwendung, z. B. für Schokoriegel oder Shampoo. Die Plantagen werden außerdem zur Gewinnung von Biotreibstoffen genutzt – dass dafür Wälder in großem Stil vernichtet werden, hat Diskussionen um die Nachhaltigkeit von ‚Bio‘-treibstoffen ausgelöst und sie infrage gestellt. Schon im Jahr 2018 gehen zwei Drittel des in die EU importierten Palmöls in Autotanks und Kraftwerke. Deutschland importierte 1,4 Millionen Tonnen Palmöl und Palmkernöl: 44 % der Palmölimporte (618.749 t) wurden für energetische Zwecke verwendet. Eine Entscheidung der EU-Kommission vom 13. März 2019 besagt, dass die Beimischung von Palmöl zum Diesel als nicht nachhaltig eingestuft wird. Zusätzlich wurden in dem Beschluss alte Schlupflöcher weitgehend geschlossen, die eine Nutzung von Palmöl im Tank weiter ermöglicht hätten.

GEO (2021): Regenwald vs. Palmölplantagen

Der Erhalt der Wälder ist ein wichtiger Beitrag für den Klimaschutz. Zwar bemüht sich die Regierung offiziell um eine Reduzierung der CO2-Emissionen. Mindestens 80 % der Abholzung erfolgt jedoch illegal. Der Handel mit dem Holz bietet in einem Land, in dem mehr als die Hälfte der Bevölkerung mit etwa oder weniger als 5,50 US $ am Tag leben muss, eine Einkommensquelle. Rund zwanzig Euro erhält man für einen Kubikmeter Holz. Die große Bedeutung des Regenwaldes Indonesiens liegt jedoch nicht nur in seiner Größe, oder seiner Torfmoor-Ausdehnung, sondern auch in der enormen Biodiversität. Hier finden sich neben der vielfältigen Flora unter anderem Sumatra-Nashörner, Orang-Utans, Waldelefanten sowie Sumatra-Tiger. Alles Arten, dessen Existenz abhängig vom Ökosystem Regenwald ist. Die Zerstörung der Wälder hat daher weitreichende Folgen für Mensch und Umwelt: Sie bedroht die Biodiversität des artenreichen Regenwalds ebenso wie die Lebensgrundlagen der Landbevölkerung und der indigenen Bevölkerung.

Germanwatch.org (2020): Zerstörung der tropischen Regenwälder auf Borneo.

Der Kahlschlag im Namen der Biokraftstoffe verletzt Menschenrechte indigener Völker systematisch und in vielfacher Hinsicht: Umwelt- und Klimafragen, insbesondere im Zusammenhang mit sozialer Gerechtigkeit und indigener Beteiligung, haben zur Gründung zahlreicher Nichtregierungsorganisationen geführt. Sie verbinden meist den Kampf für Menschenrechte mit umweltpolitischem Engagement, da es durch die zunehmende Verdrängung der Landbevölkerung durch Plantagenwirtschaft oder Bergbau häufig zu Konflikten mit internationalen und nationalen Unternehmen kommt. Unter anderem werden traditionelle Landrechte verletzt, Betroffene Gemeinschaften werden nicht über neue Palmöl-Projekte informiert oder die Unternehmen schließen keine Verträge mit Betroffenen, um nur einige Beispiele zu nennen. Aufgrund des erhöhten Bevölkerungsdrucks ist diese Problematik immer mehr in den Fokus lokaler zivilgesellschaftlicher Gruppen gelangt. Indigene Völker in Indonesien fügen sich nicht in ihr vermeintliches Schicksal, sondern erheben immer lauter ihre Stimme, um darauf aufmerksam zu machen, dass mit der Rodung der Wälder nicht nur die Umwelt zerstört, sondern auch ihr Überleben gefährdet wird. Im Jahre 1993 gründeten indonesische Menschenrechts- und UmweltaktivistInnen gemeinsam mit Vertretern lokaler Gemeindeorganisationen ein Netzwerk zur Unterstützung indigener Gruppen, das Indigenous Peoples Rights Advocacy Network (JAPHAMA, Arizona und Cahyadi 2013; Moniaga 2004). Sie fordern unter anderem, dass die indonesische Regierung alle Lizenzen für Plantagen und Rodungen zurücknehmen, die die traditionellen Rechte indigener Völker verletzten.

Forest Peoples Programme (2014): Proteste über die anhaltenden Verletzungen der Rechte indigener Völker, lokaler Gemeinschaften und Arbeiter in Medan, Indonesien.

Anfälligkeit für Klimarisiken wächst

Der ökologische Fußabdruck pro Kopf geht vor allem auf die große Bevölkerungszahl Indonesiens zurück, die 270 Millionen Einwohner beträgt und somit verhältnismäßig sehr gering ist. Die rasante Industrialisierung zulasten der natürlichen Ressourcen hat einen hohen Preis, denn die Zerstörung besonders der Wälder und Küsten macht das Land anfällig für Klimarisiken. Infolge des Klimawandels fallen Regen- und Trockenzeit bereits extremer aus. Überflutungen, Dürren, Stürme, Erdrutsche und Waldbrände haben in den vergangenen Jahrzehnten zugenommen. Besonders arme Bevölkerungsgruppen werden künftig stark betroffen sein, denn sie arbeiten in Sektoren, die besonders von Klimaänderungen beeinflusst werden, wie der Fischerei, der Land- oder Waldwirtschaft. Mit über 81.000 Kilometern Küstenlinie werden bis zum Jahr 2050 zudem fast 21 Millionen Indonesier vom ansteigenden Meeresspiegel bedroht sein.

Videos/Bilder

Rettet den Regenwald (2018): Asimetris- eine Dokumentation über Palmöl in Indonesia.

Forest Peoples Programme (2020): Indonesia’s state-authorised land grabs discriminate against indigenous pe-oples and destroy forests.

Quellen & Weitere Links