02: Deutschland

Industrieländer verantwortlich

Bereits heute zerstören die Folgen der globalen Erderwärmung weltweit Lebensgrundlagen, etwa wenn in von Dürre bedrohten Regionen die ohnehin geringen jährlichen Niederschläge ausbleiben und dadurch die landwirtschaftliche Nutzung von Ackerflächen für den Anbau von Nahrungsmitteln zurückgeht. Aber wer ist verantwortlich für diesen rapiden Anstieg der globalen Temperatur und somit auch für den Klimawandel? Die Antwort auf diese Frage lautet: die Industrienationen, wie zum Beispiel Deutschland oder die USA. Sie sind Hauptverursacher des Klimawandels, insbesondere aufgrund ihres enormen Energieverbrauchs in den letzten hundert Jahren. Seit 1880 stieg die globale Mitteltemperatur auf mehr als 1,2 °C an. Grund dafür ist die Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Kohle, Gas und Öl, die zum größten Teil von den Industrienationen ausgeht. Aber auch Entwaldung, Land- und Viehwirtschaft und industrielle Produktionsprozesse verursachen hohe Treibhausgaskonzentrationen innerhalb der Atmosphäre. Zwar ziehen sog. Schwellenländer mit ihren Emissionen und dem Ressourcenverbrauch nach, darunter Indien oder Brasilien, trotzdem aber haben sie historisch eher weniger zum Klimawandel beigetragen und es müssen ihre vergleichsweisen geringen Pro-Kopf-Emissionen berücksichtigt werden. Außerdem steigen ihre Emissionen vor allem so schnell an, da Länder des globalen Nordens ihre CO2 intensive Produktion in die Schwellenländer auslagern. Die Industrienationen haben also maßgeblich zur Entstehung der bereits heute spürbaren Ausmaße der Klimaveränderungen beigetragen, woraus sich eine besondere Verpflichtung für den Klimaschutz ergibt: Sie sollten bei der Bekämpfung des Klimawandels eine Vorreiterrolle und somit auch ihre eigene Verantwortung übernehmen.

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (2020): Globale Treibhausgasemissionen

Die Auswirkungen der globalen Erwärmung sind von Region zu Region unterschiedlich, sie treffen dabei allerdings oftmals nicht die Verursacher, sondern laut Klima-Risiko-Index 2021 vor allem die Staaten mit den niedrigsten Pro-Kopf-Einkommen weltweit, also die Länder, die am wenigstens zum Klimawandel beitragen. In den am härtesten getroffenen Volkswirtschaften leben laut IWF derzeit rund 60 Prozent der Weltbevölkerung. Brennpunkte sind vor allem das dicht bevölkerte Südasien, die Inselstaaten in Asien, im Pazifik und der Karibik sowie Nordafrika und die Sahelzone. Dies stellt ein großes Problem dar: Armut schränkt die Fähigkeit zur Anpassung an Klimaänderungen ein. Anders als z. B. Deutschland verfügen die Menschen der Küstengebiete in Bangladesch nicht über effiziente Hochwasserschutzsysteme oder Versicherungen gegen Unwetterschäden. Staatliche Bewältigungs- und Anpassungskapazitäten entscheiden also darüber, ob aus extremen Naturereignissen Katastrophen werden. Insbesondere Staaten mit einer schwachen Regierungsführung sind häufig nicht in der Lage konsequente Strategien und Maßnahmen umzusetzen und Mechanismen instand zu halten, um das Katastrophenrisiko zu reduzieren. Die Verwundbarkeit der Bevölkerung gegenüber extremen Naturereignissen ist entsprechend groß.

WeltRisikoBericht 2021 (2021): Mangel an Anpassungskapazitäten

Dabei geht die Verwundbarkeit einer Gesellschaft allerdings nicht nur auf die Anpassung solcher Extremwetterereignisse zurück, sondern entscheidend ist auch, wie sich die Erwärmung der Erde auf die Wirtschaftlichkeit und Produktivität eines Landes niederschlägt. Viele der wirtschaftlich schwachen Länder befinden sich vor allem in wärmeren Regionen. Der Bericht des Internationalen Währungsfonds geht davon aus, dass in genau diesen Regionen die Arbeitsproduktivität durch die Temperaturerhöhung erheblich sinken wird. Der Grund: Hohe Temperaturen erschweren die wirtschaftliche Tätigkeit auf mehreren Ebenen. Zum einen wird die landwirtschaftliche Produktion weniger, auch weil die Produktivität der Arbeiter bei hohen Temperaturen sinkt und ihre Gesundheit leidet. Zum anderen gehen die Investitionen in den Ländern zurück, was wiederum zu einer Senkung des Wohlstands und zu einem Anstieg der Kindersterblichkeit führt.

WeltRisikoBericht 2021 (2021): WeltRisikoIndex

Was kann die Zivilgesellschaft gegen diese Ungerechtigkeit tun?

Dringend erforderlich ist eine „globale Lösung“ des Problems unter Einbezug aller Staaten fern ihrer Wirtschaftlichkeit. Die internationale Staatengemeinschaft, darunter vor allem die Industrienationen, müssen die einkommensschwachen Länder zur Bewältigung des Klimawandels unterstützen. Das kann abseits des finanziellen Aspekts auch beispielsweise auf technologischer Art erfolgen mithilfe einer klimafreundliche Entwicklung und Anpassung der lokalen Produktionsweise.

Die wichtigste Versicherung gegen den Klimawandel und seine Folgen bleibt jedoch nach wie vor seine größtmögliche Begrenzung durch rasches und drastisches Absenken der weltweiten Treibhausgasemissionen sowie es unter anderem im Pariser Klimaschutzübereinkommen bereits enthalten ist. Kern einer internationalen Kooperation muss die größtmögliche Begrenzung des Klimawandels sein, und zwar in einem globalen System fairer Lasten- und Chancenverteilung.

Genauso dringlich ist es, völkerrechtliche Vereinbarungen zum Schutz der Rechte von Menschen, die von Klimamigration und Klimaflucht betroffen sind, zu definieren und durchzusetzen, einschließlich solcher Mechanismen, die für verlorene Lebensgrundlagen entsprechende Reparationszahlungen ermöglichen. Dies ist umso mehr geboten, als die aktuellen Dynamiken von Migration und Flucht in Entwicklungsländern unmittelbar mit der Wirtschaftspolitik in den Industrie- und Schwellenländern zu tun haben.

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