Klima-
(un)gerechtigkeit

Was ist Klimaflucht? Als Klimaflucht bezeichnet man eine Migration, deren Ursache im Klimawandel und der einhergehenden Umweltveränderungen steckt.

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Klima(un)gerechtigkeit

Die Menschheit verbraucht schon heute weit mehr Ressourcen, als die Kapazitäten der Erde bereitstellen können. Ein Indikator, der genau dieses Verhältnis beschreibt, ist der sog. „Earth Overshoot Day“ – das ist der Tag im Jahr an dem wir unsere Ressourcen für das laufende Jahr aufgebraucht haben. Bei diesen Ressourcen handelt es sich zum Beispiel um ökologisch produktive Flächen, die für die Produktion von Nahrung, Holz und Fasern erforderlich sind, wie auch die Absorption von CO₂ der Fossilenergie. Stellt man einander gegenüber, was wir zur Verfügung haben und was wir tatsächlich verbrauchen, resultiert daraus, dass wir aktuell nicht nur eine Erde innerhalb eines Jahres konsumieren, sondern im Durchschnitt 1,75 Erden. Der Grund: Ressourcen werden zu schnell und zu intensiv verbraucht und können sich nicht mehr erholen. Würde die Weltbevölkerung den Konsum eines deutschen Durchschnittsbürgers betreiben, träte dieser „Earth Overshoot Day“ sogar schon am 4. Mai 2022 ein und wir benötigten diesen Planeten ganze 3 Mal. Wenn alle Menschen so leben würden wie in der USA, wären es sogar fünf Planeten. Die meisten Länder des Globalen Südens hingegen benötigen nur den Bruchteil eines Planeten.

Earth Overshoot Day (2022): Beginn „Earth Overshoot Day“ nach Konsum unterschiedlicher Länder.

Und genau daraus ergibt sich die weltweite Ungerechtigkeit: Wirtschaftlich starke Länder verbrauchen rund fünfmal so viele Ressourcen wie wirtschaftlich arme Länder. Hätten alle Menschen jedoch die Fair aufgeteilte Fläche für ihren Lebensstil zur Verfügung, wäre diese 1,6 globale Hektar groß, das entspricht in etwa zwei Fußballfeldern und liegt damit deutlich unter dem aktuellen globalen pro Kopf-Durchschnitt von 2,8 globalen Hektar. Zusammenfassend bedeutet dies: Die Länder des Globalen Nordens konsumieren weit über die Grenzen der weltweiten Ressourcen hinaus und das zulasten der Länder des Globalen Südens, dessen benötige Ressourcen damit auch schwinden, obwohl sie selbst nur zu einem geringen Teil zur Ausbeutung der Erde beitragen.

Was wir gesamtgesellschaftlich benötigen, ist eine weltweite Umverteilung der Ressourcen, um Klimagerechtigkeit herzustellen. Denn bei Gerechtigkeit geht es laut Definition des IPCC policy Summarys um die „Festlegung des moralischen oder rechtlichen Grundsatzes der Fairness und der Gleichheit in der Behandlung von Menschen. (..) Klimagerechtigkeit umfasst eine Gerechtigkeit, die Entwicklung und Menschenrechte miteinander verbindet, um einen auf Rechten basierenden Ansatz zur Bewältigung des Klimawandels zu erreichen“. In Anbetracht dessen sind vor allem die Länder des Globalen Norden in der Verantwortung, denn Klimaschäden wurden und werden vorrangig im Globalen Norden durch die profitorientierter Wirtschaftsweise und durch das private Konsumverhalten verursacht. Es ist eine historisch gewachsene Verantwortung, der die Menschen des Globalen Nordens nachkommen müssen und sich solidarisch mit den von Klimafolgen betroffenen Menschen zeigen müssen.

Sollten wir diese Verantwortung nicht übernehmen, drohen Ökosysteme aufgrund ihrer Übernutzung zu kollabieren. Mit ihrer Zerstörung werden sich Naturkatastrophen häufen, Wasser- und Nahrungsknappheit zunehmen und der Klimawandel angeheizt. Armut, Hunger und Konflikte über Ressourcen werden zunehmen

Daher ist es entscheidend, möglichst schnell die Verantwortung zu übernehmen und zu handeln, ganz im Sinne „Climate Justice Now“! Denn Klimagerechtigkeit geht die gesamte Weltbevölkerung gleichermaßen an.

Earth Overshoot Day (2022): Beginn „Earth Overshoot Day“ nach Konsum unterschiedlicher Länder.

Was muss

getan werden?

Die großen CO₂-Emittenten, die den Klimawandel im Wesentlichen verursachen, müssen ihre Emissionen drastisch zurückfahren, um eine künftige Klimakatastrophe zu verhindern. Ressourcenschonende und CO₂-arme Energie- und Wirtschaftssysteme sind unerlässlich. Dazu zählt auch das Nachrüsten und Umbauen im Bereich Industrie- und dem Gebäudemanagement. Außerdem sollte die Politik in den jeweiligen Ländern ihre Stadtplanung nachhaltiger gestalten. Dies erfolgt z. B. durch energieeffiziente Gebäudeplanung, die regenerative Energiequellen bezieht. Weitere politische Maßnahmen, die gefördert werden sollten, sind zum einen die Gesundheit unserer Ökosysteme wiederherzustellen und damit auch die Fähigkeit des Planeten, biologische Ressourcen zu regenerieren und zu verbessern. Beispiele dafür wären die Aufforstung von Wäldern und die Erweiterung der Bewässerungslandwirtschaft und ökologischen Landwirtschaft. Genauso ist jede und jeder Einzelne gefragt, einen Beitrag zu leisten. Indem wir unseren Lebensstil nachhaltiger und ressourcenschonender gestalten, können wir uns alle daran beteiligen, den Klimawandel zu begrenzen.

Quellen & weitere Links

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